Einführung
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Cannabis enthält mehr als THC und CBD: Terpene, Flavonoide und weitere sekundäre Pflanzenstoffe sorgen für den Entourage-Effekt
Die Cannabispflanze verdankt ihre vielfältigen Wirkeigenschaften vor allem den Cannabinoiden THC und CBD. Doch Cannabis enthält neben THC und CBD eine große Anzahl an Wirkstoffen: Mehr als 550 Substanzen konnten inzwischen isoliert werden und mindestens 144 davon wurden als Cannabinoide eingestuft.1
Zu den in der Hanfpflanze enthaltenen Stoffen zählen unter anderem Aminosäuren, Proteine, Zucker, Alkohole, und Fettsäuren. Komponenten wie Terpene, Flavonoide und weitere sekundäre Pflanzenstoffe spielen neben den Cannabinoiden hinsichtlich der therapeutischen Wirkung von medizinischem Cannabis eine wichtige Rolle. Sie verstärken aufgrund des sogenannten Entourage-Effektes synergistisch die therapeutischen Vorteile der Cannabispflanze.2 THC und CBD werden auch als isolierte Extrakte verwendet. Allerdings wirken Cannabisblüten und Vollspektrumextrakte dank des Entourage-Effektes stärker als die Applikation der Einzelkomponenten.2
Inhaltsstoffe der Cannabispflanze
02
Cannabinoide: Inhaltsstoffe der Cannabispflanze mit therapeutischem Potenzial
Cannabinoide sind natürliche Substanzen, die in der Cannabispflanze vor allem in den Blüten enthalten sind. Sie werden aufgrund ihres pflanzlichen Ursprungs auch als Phytocannabinoide bezeichnet. Mit ihrer Entdeckung begann die Erforschung eines körpereigenen neurohumoralen Regulationssystems, d. h. des Endocannabinoidsystems (eCB-System).
Dieses ist für ein Gleichgewicht im Organismus verantwortlich, indem es die normale Funktionsfähigkeit des Körpers – insbesondere des Nervensystems und des Immunsystems – aufrechterhält.3-5 Da das eCB-System erst im Zusammenhang mit der Erforschung der Wirkmechanismen der Cannabis sativa-Inhaltsstoffe entdeckt wurde, diente diese Pflanze als Namensgeber.
Neben Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) wird derzeit eine ganze Reihe an weiteren Cannabinoiden erforscht. Hierzu zählen unter anderem Cannabigerol (CBG), Cannabichromen (CBC), Delta-9-Tetrahydrocannabivarin (THCV), Cannabidivarin (CBDV), Cannabinol (CBN) und Beta-Caryophylllen (BCP) (siehe Tabelle 1).6
Die Struktur der Cannabinoide ähnelt der Struktur der Endocannabinoide. Wie diese körpereigenen Cannabinoide, binden z. B. THC und CBD an die CB1- und CB2-Rezeptoren des eCB-Systems und entfalten so ihre Wirkung.7-10
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Abkürzung
Name
Wirkung
THC
Δ9-Tetrahydrocannabinol
schmerzlindernd, stimmungsaufhellend, neuroprotektiv, entzündungshemmend, antikanzerogen, appetitanregend, entspannend, entkrampfend
CBD
Cannabidiol
entkrampfend, muskelentspannend, antidepressiv, angstlösend, entzündungshemmend, antikanzerogen, antipsychotisch
CBG
Cannabigerol
antikanzerogen, antiinflammatorisch, appetitanregend, antiemetisch, augeninnendrucksenkend, schmerzlindernd, antibakteriell
CBC
Cannabichromen
antimykotisch, antibakteriell, antiinflammatorisch, antikanzerogen, antidepressiv, analgetisch, nerogenesefördernd
THCV
Tetrahydrocannabivarin
appetitzügelnd, reguliert Blutzucker (Typ-2-Diabetes), neuroprotektiv, verbessert motorische Störungen
CBDV
Cannabidivarin
antiepileptisch, antiemetisch
CBN
Cannabinol
sedativ, analgetisch, antiemetisch, antiinflammatorisch, antibakteriell, appetitanregend, antikanzerogen
BCP
Beta-Caryophyllen
kardioprotektiv, hepatoprotektiv, gastroprotektiv, neuroprotektiv, nephroprotekiv, antioxidativ, entzündungshemmend, antimikrobiell und immunmodulierend
THC und CBD
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Die wichtigsten Komponenten von Cannabis: THC und CBD
Phytocannabinoide liegen in unbehandelten Cannabisblüten als Säuren vor, d. h. als THC-Säure und als CBD-Säure. In dieser Form haben sie keine pharmakologische Wirkung, denn erst durch Decarboxylierung mittels Erhitzen oder UV-Bestrahlung entsteht beispielsweise das psychoaktive THC.
THC ist die wichtigste Komponente von Cannabis und bindet als partieller Agonist an CB1- und CB2-Rezeptoren des eCB-Systems. Es ist weitgehend für die pharmakologischen – und psychoaktiven – Effekte verantwortlich.6 THC zeigt außerdem schmerzlindernde, entzündungshemmende sowie krampflösende und entspannende Wirksamkeit. Auch stimmungsaufhellende, appetitanregende, neuroprotektive und antikanzerogene Effekte werden beschrieben.2,11,12
CBD ist eine nichthalluzinogene Komponente von Cannabis – mit weit geringerer Affinität für die CB-Rezeptoren –, deren komplexer Wirkmechanismus nicht vollends geklärt ist. Es scheint außerhalb des eCB-Systems an Serotoninrezeptoren zu binden, was seinen Effekt auf mit Schmerzempfinden assoziierte Ängstlichkeit erklären könnte.12 CBD kann trotz seiner geringen Affinität für die CB1- und CB2-Rezeptoren antagonistisch an beiden Rezeptoren wirken: so kann es die Effekte von Agonisten wie THC und den endogenen Cannabinoiden modulieren.
Es wirkt einerseits als Gegenspieler von THC, indem es dessen Nebenwirkungen vermindert.11 Andererseits scheint CBD indirekt die Konzentration des Endocannabinoids Anandamid (AEA) zu erhöhen, indem es das abbauende Enzym – die Fettsäureamid-Hydrolase (FAAH) – hemmt. So kann es zu synergistischen Effekten zwischen CBD und THC kommen, die die pharmakologische Wirkung von THC verstärken.12
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Terpinolen
Süß, fruchtig, Mango
Entspannend, antioxidativ, antibakteriell, antifungal
Caryophyllen
Holzig, würzig, Pfeffer
Schmerzlindernd, antioxidativ, entzündungshemmend
Limonen
Süß, Zitronen,
Limone, Orange
Stressreduzierend, antidepressiv, angstlösend, antifungal
Pinen
Holzig, würzig, Pfeffer
Stressreduzierend, stimmungsaufhellend, entzündungshemmend, bronchienerweiternd
Myrcen
Holzig, würzig, fruchtig, Pfefferminz, Zitrus, Mango
Antifungal, antibakteriell, entzündungshemmend, entspannend, verstärkt THC
Linalool
Holzig, blumig, Lavendel, Zitrus
Krampflösend, schmerzlindernd, entzündungshemmend, entspannend
Terpene
Effekte & medizinische Wirksamkeit
Terpinolen
Süß, fruchtig, Mango
Entspannend, antioxidativ, antibakteriell, antifugal
Caryophyllen
Holzig, würzig, Pfeffer
Schmerzlindernd, antioxidativ, entzündungshemmend
Limonen
Süß, Zitronen, Limone, Orange
Stressreduzierend, antidepressiv, angstlösend, antifugal
Pinen
Holzig, würzig, Pfeffer
Stressreduzierend, stimmungsaufhellend, entzündungshemmend, bronchienerweiternd
Myrcen
Holzig, würzig, fruchtig, Pfefferminz, Zitrus, Mango
Antifugal, antibakteriell, entzündungshemmend, entspannend, verstärkt THC
Linalool
Holzig, blumig, Lavendel, Zitrus
Krampflösend, schmerzlindernd, entzündungshemmend, entspannend
Terpene im Überblick: Effekte und medizinische Wirksamkeit.
Der Entourage-Effekt
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Terpene im therapeutischen Zusammenspiel mit den Cannabinoiden: der Entourage-Effekt
Cannabispflanzen haben einen sehr charakteristischen Geruch: verantwortlich hierfür sind Terpene – organische Kohlenwasserstoffverbindungen. Sie sind hauptsächlich im Harz der weiblichen Cannabisblüten zu finden. Die Kombination verschiedener Terpene bestimmt die Duftnote der Pflanze, wobei jede Cannabissorte ein einzigartiges Terpenprofil aufweist.
Zu den Cannabisterpenen zählen Monoterpene wie Limonen, Myrcen, Pinen, Terpinolen und Linalool, Sesquiterpene wie Caryophyllen und Humulen sowie Triterpene. Die Funktion der Terpene in der Pflanze: Schutz vor (Fress-)Feinden wie z. B. Parasiten, schädlichen Insekten, Bakterien und Pilzen. Gleichzeitig locken sie bestäubende Insekten an.
Aktuell wird diskutiert, dass bestimmte Terpene medizinische Eigenschaften – unabhängig von den Cannabinoiden – besitzen.2 Doch bisher gibt es hierzu lediglich präklinische Daten: So aktiviert beispielsweise Beta-Caryophyllen selektiv den CB2-Rezeptor,13 was schmerzlindernde und entzündungshemmende Effekte haben könnte.14 Auch für Pinen und Myrcen gibt es Hinweise auf eine entzündungshemmende und für Linalool auf eine schmerzlindernde Wirkung. Für Limonen konnten anxiolytische und antibakterielle Wirkungen verzeichnet werden.2
Zeigt das Zusammenspiel der pharmakologischen Eigenschaften der Cannabinoide und Terpene synergistische Effekte im Hinblick auf die therapeutische Gesamtwirkung, so wird dieses Phänomen als Entourage-Effekt bezeichnet.2
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Hinweis
Die Konzentration von THC und CBD in medizinischem Cannabis sowie der Gehalt an verschiedenen Terpenen beeinflussen die pharmakologische Wirkung. Grundsätzlich ist medizinisches Cannabis entweder THC-dominant (hohe THC-Konzentration) oder CBD-dominant (hohe CBD-Konzentration) oder hat ein ausgewogenes THC-CBD-Verhältnis.
Referenzen
Stand: 2021
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