Einführung
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Cannabis als Medizin: Anwendung als Heilmittel seit Jahrhunderten
Die Anwendung von Cannabis als Arzneimittel reicht viele Jahrhunderte zurück. So setzten chinesische Ärzt:innen bereits in frühen Dynastien beispielsweise gegen Konzentrationsstörungen und bei Fieber ein. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird in Europa medizinisches Cannabis zur Behandlung von Schmerzen und Schlafstörungen, aber auch bei Asthma, Depressionen und Appetitlosigkeit sowie zur Linderung von Krämpfen angewendet.1
Medizinisches Cannabis
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Was ist medizinisches Cannabis und welche Wirkung hat es?
Cannabis ist die lateinische Bezeichnung für Hanf. Aus den Fasern dieser Pflanze werden beispielsweise Seile oder Textilien und aus den Samen wird beispielsweise Öl hergestellt. Hanfsamen sind als Lebensmittel wie Hanföl, Proteinpulver etc. erhältlich. Die getrockneten Blüten und Blätter sowie Cannabisextrakte und cannabisbasierte Fertigarzneimittel sind heute zur Behandlung von Krankheiten von zunehmender Bedeutung für die Medizin. Zu beachten ist allerdings: Haschisch und Marihuana sind in Deutschland nach wie vor illegale Drogen.
Die vielfältigen medizinischen Wirkungen von Cannabis beruhen vor allem auf den Inhaltsstoffen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Darüber hinaus enthält Cannabis eine große Anzahl an anderen Wirkstoffen wie beispielsweise die Terpene.2,3 Während THC schmerzlindernd und entspannend wirkt, kann CBD als Angstlöser und Entzündungshemmer eingesetzt werden.4,5
Effekte medizinischer Cannabissorten
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Welche gesetzlichen Vorschriften gelten für die Verschreibung von medizinischem Cannabis?
Seit dem Jahr 2017 ist die Verschreibung von medizinischem Cannabis in Deutschland erlaubt. Cannabisblüten und Cannabisblütenextrakte dürfen von Ärzt:innen als Arzneimittel verschrieben werden und die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in bestimmten Fällen und nach Genehmigung des Antrags auf Erstattung die Kosten. Es gelten hierfür strenge Regeln, d. h. die folgenden Voraussetzungen:6,7
- Es liegt eine schwere Krankheit vor.
- Andere anerkannte medizinische Behandlungen stehen nicht zur Verfügung oder sind nach Einschätzung der Ärzt:innen nicht möglich.
- Es besteht eine Aussicht, dass sich der Krankheitsverlauf oder starke Beschwerden durch die Anwendung von medizinischem Cannabis spürbar bessern.
Ob diese Voraussetzungen erfüllt werden, beurteilen die behandelnden Ärzt*innen. Vor der ersten Verschreibung müssen Patient:innen bei ihrer Krankenkasse eine Genehmigung beantragen und erst nach einer Bewilligung der Kasse stellen die Ärzt:innen ein sogenanntes Betäubungsmittelrezept aus. Privatpatienten haben keinen Anspruch auf die Erstattung durch die privaten Krankenkassen (PKV), deshalb müssen sie die Kosten des Arzneimittels selbst tragen – aber eine Anfrage zur Kostenübernahme bei der PKV kann sinnvoll sein.
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Arten von medizinischem Cannabis
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Welche Arten von medizinischem Cannabis gibt es?
In Deutschland sind verschiedene Darreichungsformen des medizinischen Cannabis zugelassen: getrocknete Cannabisblüten, Pflanzenextrakte, Dronabinol- und Cannabidiolzubereitungen sowie Fertigarzneimittel.8 Die Ärzt:innen haben somit die Möglichkeit, unterschiedliche Arten von medizinischem Cannabis zu verschreiben:
- Als Fertigarzneimittel gibt es die Wirkstoffe Nabiximols, Nabilon und Cannabidiol in Form von Mundspray, Kapseln oder Lösung.
- Den Wirkstoff Dronabinol gibt es als sogenanntes Rezepturarzneimittel, d. h. das Medikament – meist ölige Tropfen zum Einnehmen – wird für die Patient:innen in der Apotheke individuell zubereitet.
- Außerdem gibt es medizinisches Cannabis als Rezepturarzneimittel in Form von getrockneten Blüten oder als Pflanzenextrakt.
Für die medizinische Anwendung von Cannabis gibt es zwei Möglichkeiten: entweder werden Cannabis bzw. cannabinoidhaltige Medikamente inhaliert oder eingenommen. Auch eine Kombinationstherapie aus Inhalation und oraler Aufnahme ist möglich.4
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Welche Nebenwirkungen kann medizinisches Cannabis haben?
Als häufigste Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis werden Müdigkeit und Konzentrationsstörungen beobachtet. Außerdem können folgende kurzzeitige Beeinträchtigungen auftreten: Mundtrockenheit, Übelkeit, Schlafstörungen, Euphorie, Erbrechen, Orientierungsstörungen, Benommenheit, Verwirrtheit, Gleichgewichtsstörungen und Halluzinationen.9 Akute Nebenwirkungen können vor allem psychischer Art sein, wie Euphorie und Angst, aber auch in körperlicher Form wie Herz- und Kreislaufstörungen wie Herzrasen, Blutdruckabfall, Schwindel.5
Hinweis
Sollte eine dieser Nebenwirkungen auftreten, kontaktieren Sie bitte Ihre behandelnden Ärzt:innen.
Referenzen
Stand: 2021
Frankhauser M. Cannabis in der westlichen Medizin. In: Grotenhermen F (ed). Cannabis und Cannabinoide. Pharmakologie, Toxikologie und therapeutisches Potential. 2nd edition. Göttingen: Hans Huber 2004:57-71.
Freeman TP et al. Medicinal use of cannabis based products and cannabinoids. BMJ 2019;365:l1141 doi: 10.1136/bmj.l1141.
Russo EB. Taming THC: potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects. British Journal of Pharmacology2011;163:1344–1364. https://bpspubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1111/j.1476-5381.2011.01238.x (zuletzt besucht 21.07.21)
Grotenhermen F,Häußermann K. Cannabis. Verordnungshilfe für Ärzte. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2019.
Müller-Vahl K, Grotenhermen F. Cannabis und Cannabinoide in der Medizin. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Berlin 2020.
BfArM: Änderungen in der Betäubungsmittelgesetzgebung: Änderungen 2017. https://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/Betaeubungsmittel/_artikel.html (zuletzt besucht am 05.07.2021).
Sozialgesetzbuch, Fünftes Buch(SGB V) Gesetzliche Krankenversicherung § 31 Absatz 6SGB. https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbv/31.html (zuletzt besucht am 04.08.2021).
HochE, Friemel CM, Schneider M. Cannabis: Potenzial und Risiko. Hoch E, Friemel CM,Schneider M. Cannabis: Potenzial und Risiko. Cannabis, Cannabinoide und das Endocannabinoidsystem 2019. https://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-662-57291-7_1 (zuletzt besucht am 04.08.2021).
Whiting PF et al. Cannabinoids for Medical Use - A Systematic Review and Meta-analysis. In: JAMA 2015;313(24):2456-2473.doi:10.1001/jama.2015.6358