Einführung
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Medizinische Cannabissorten: Unterscheidungskriterium sind die enthaltenen Cannabinoide und das Terpenprofil
Meist werden Cannabissorten anhand der Pflanzenmorphologie unterschieden. So weist Cannabis sativa L. gegenüber Cannabis indica – das lediglich eine Unterart von Cannabis sativa ist – eine höhere Wuchsform und schmalere Blätter auf. Dabei reifen unter ähnlichen Wachstumsbedingungen Pflanzen vom Sativa-Typ langsamer als Indica-Pflanzen.1,2
Allerdings sind die botanischen Merkmale von Cannabis sativa und Cannabis indica kein Unterscheidungskriterium für ihr Wirkspektrum, obwohl man bisher davon ausging, dass Cannabis sativa typischerweise höhere Tetrahydrocannabinol (THC)- als Cannabidiol (CBD)-Gehalte aufweist, Cannabis indica dagegen einen ausgeglichenen THC- und CBD-Gehalt.2,3 In den letzten Jahrzehnten wurden durch Einkreuzungen zahlreiche Hybridpflanzen gezüchtet, die man besser als sativa- und indicadominante Hybride bezeichnet. Heute gibt es verschiedene kultvierte Sorten, d. h. Zuchtformen (Cannabissorten) mit stabiler Genetik und konstanten Inhaltsstoffen.2 Die einzelnen Sorten unterscheiden sich ebenfalls im Geruch, der auf dem jeweiligen Terpenprofil und somit dem Gehalt an ätherischen Ölen beruht.1
Cannabis sativa subsp. sativa
- schmale Fiederblätter
- schlanker, hoher Habitus
- längliche Blüte
- späte Reife
Cannabis sativa subsp. indica
- breite Fiederblätter
- kompakte Wuchsform
- kurze, dichte Blüten
- frühe Reife
Vergleich der Pflanzenmorphologie von Cannabis sativa und Cannabis indica3
Effekte medizinischer Cannabissorten
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Effekte medizinischer Cannabissorten: Cannabinoide und Terpene bestimmen das Wirkspektrum
Die Wirkung von Cannabis sativa wird oft als stimulierend, erhebend und energetisierend beschrieben. Dabei sollen Cannabis sativa-Sorten eher für die Applikation am Tag geeignet sein und eine Stimmung von Wohlbefinden und Optimismus, aber auch halluzinogene Effekte mit sich bringen (sog. „Kopf-High“). Dagegen sollen Cannabis indica-Sorten eher entspannend, beruhigend und schmerzlindernd wirken und ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit erzeugen (sog. „Körper-High“).1,3
Wichtigstes Kriterium für das Wirkspektrum von medizinischem Cannabis ist das individuelle Cannabinoid- und Terpenprofil, denn die Effekte einer bestimmten Cannabissorte hängen von einer ganzen Reihe an Faktoren ab: chemisches und genetisches Profil, Verträglichkeit, Dosis und Anwendungsmethode.
Somit werden für die therapeutische Anwendung der Gehalt der Hauptwirkstoffe THC und CBD sowie das Terpenprofil als primäres Unterscheidungskriterium herangezogen, da diese die pharmakologische Wirkung des medizinischen Cannabis bestimmen. Die verschiedenen Cannabissorten werden dabei klassifiziert als „THC- oder CBD-reich“ sowie als „THC-CBD-balanciert“.
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Auswahl der medizinischen Cannabissorte
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Auswahl der medizinischen Cannabissorte: Analysezertifikate dienen der Orientierung
Medizinische Cannabisblüten sind ein Naturprodukt, bei dem die Konzentrationen der Inhaltsstoffe von Blüte zu Blüte schwanken. Ändert sich außerdem die Genetik der Mutterpflanze, so hat dies auch Konsequenzen für das Vorkommen und den Gehalt der Inhaltsstoffe.
Der deutsche Gesetzgeber erlaubt den Importeuren bzw. Herstellern eine Schwankungsbreite der Inhaltsstoffgehalte in engen Grenzen und er vergibt auch Sondergenehmigungen für gering abweichende Chargen. Somit können verschiedene Varietäten mit unterschiedlicher Genetik und Gehalten der Hauptwirkstoffe THC/CBD sowie unterschiedlichem Terpenprofil die gleiche Sortenbezeichnung tragen.1
Der Hersteller ist nicht verpflichtet, die Inhaltsstoffe seiner medizinischen Cannabissorten und die botanischen Merkmale der Cannabispflanzen mit ihrem Gehalt an Cannabinoiden und Terpenen anzugeben. Für Detailinformationen empfiehlt sich, das Analysezertifikat zur jeweiligen medizinischen Cannabissorte einzuholen.
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Der Gesetzgeber hat die Vorgabe gemacht, dass die biochemische Zusammensetzung jeder medizinischen Cannabissorte in einem Analysezertifikat dokumentiert werden muss. Die hierzu verabschiedete Monographie „Eingestellter Cannabisextrakt“ im Deutschen Arzneibuch (DAB) ist die Grundlage für eine Vielzahl von THC- und/oder CBD-Cannabisextrakten und ermöglicht die Verwendung verschiedener Trägeröle.4,5
Referenzen
Stand: 2021
Grotenhermen F, Timte P. Cannabissorten in Deutschland und ihre Inhaltsstoffe. http://www.cannabis-med.org/nis/data/file/cannabissorten_inhaltsstoffe.pdf (zuletzt besucht am 17.07.2021).
Chouvy P-A. Cannabis cultivation in the world: heritages, trends and challenges. Echo Géo 2019. https://doi.org/10.4000/echogeo.17591 (zuletzt besucht am 17.07.2021).
McPartland JM. Cannabis sativa and Cannabis indica versus “Sativa” and “Indica”. 101-121. In: Chandra S., Lata H, ElSohly M. (eds) Cannabis sativa L. - Botany and Biotechnology. Springer 2017. https://doi.org/10.1007/978-3-319-54564-6_4 (zuletzt besucht am 17.07.2021).
Eingestellter Cannabisextrakt DAB. 2020 https://dacnrf.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=970 (zuletzt besucht am 17.07.2021).
Bundesanzeiger. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Bekanntmachung zum Deutschen Arzneibuch 2020. https://www.bundesanzeiger.de/pub/de/suchergebnis?4 (zuletzt besucht am 17.07.2021).